KOLUMNE
Angst, unerschütterliche Liebe und
Superwoman-Kräfte

Angst und unendliche Liebe – beides liegt so nahe zusammen, beides kann einen völlig umhauen, in den Wahnsinn treiben oder beinahe ohnmächtig werden lassen. Die große Angst vor der Geburt, die Angst vor dem Ernst des Lebens und dass das Leben als Eltern nie wieder so sein könnte wie es bisher war. Wer Kinder hat, führt ein anderes Leben als früher und entdeckt plötzlich ganz neue Seiten an sich. Bin ich ein Angsthase geworden und deshalb eine Helikopter-Mum?

Meran – Südtirol. Wandern, die Natur entdecken, durchlüften und einen langsameren Gang einlegen als den des Alltages.

Doch da ist sie die Angst, Angst auf einem ausgesetzten Weg zu stolpern, mit den Kindern in der Buckelkraxe, Angst der bloßen Natur ausgesetzt zu sein, weil man sich bei einem Gewitter auf einem Hochplateau allein nur mit Schafen befindet. Angst von einer Kuh bedroht zu werden (ich mag keine Kühe und ich habe großen Respekt vor ihnen), Angst mit der Gondel abzustürzen. Man könnte jetzt sagen „Warum geht ihr auch mit den Kindern solche Touren?“ Der Grad zwischen lässig und fahrlässig ist verdammt schmal und wird täglich neu verhandelt, doch wie wäre es mit dem Gedanken: Es ist wichtig, seinen Kindern auch mal was zuzutrauen. Und dabei als Eltern auch ein wenig leichtsinnig sein zu können. In meinem neuen Leben als Mutter werde ich ständig begleitet von einer Angst, die immer da ist, dass egal wo und wie meinen Kindern etwas zustoßen könnte. Und warum ist es manchmal so schwer die Angst Angst sein zu lassen? Vertrauen, dass alles gut ist und gut sein wird.

Ein Kind macht einen anderen Menschen aus einem, einen, der bisher nicht wusste zu welch Liebe er eigentlich fähig ist, einer unvollkommenen und unerschütterlichen Liebe, so dass man selbst am Ende eines Scheißtages sein Kind glücklich beim schlafen zusieht, das Herz voller Liebe. Diese Liebe hat auch seinen Preis, ein aus dem letzten Loch pfeifen, sich dahin schleppen, ächzen und stöhnen.

Heimfahrt – 300 km – 5,5 Stunden Autofahrt, die einem alle Kräfte rauben. Erbrochenes mit den bloßen Händen vom Rücksitz kratzen, weil keine Feuchttücher mehr da sind, ein zitterndes und weinendes Kind, völlig fertig, die Nerven zum zerbersten nahe. Aufhören, denke ich, es reicht, haut doch alle ab, ich kann nicht mehr. In diesem Moment möchte man einfach nur noch davonlaufen – die anderen auf den Mond schießen. Doch die Superwoman-Kräfte kehren immer wieder zurück. Die Liebe für meine Familie, an der ich niemals zweifeln würde. Kind geduscht, aus der Wanne gehoben, sie lacht schon wieder und es ist so wie wenn nichts gewesen wäre. Angst? Nein, in diesem Moment zählt nur das Glück, dass alles wieder gut ist.

PS: Ich habe im Urlaub ein wunderbares Buch gelesen „Völlig fertig und irre glücklich: Meine ersten Jahre als Mutter“ von Okka Rohd. Danke liebe Okka für die wunderbaren Zeilen, sie haben mich zu dieser Kolumne inspiriert!