Wie macht man das am besten?
Seinen Kindern nicht nur die wichtigsten Werte fürs Leben vermitteln sondern auch noch das Feingefühl für gute Qualität und den Blick fürs Schöne.


„Warum ist es bei euch so schön?“ fragte mich neulich eine Freundin meiner Tochter, als sie bei uns zu Besuch war. Sie ist 6 Jahre alt.

Ganz ehrlich, mehr als nur ein „Äh, weil es mir so gefällt …“ kam nicht aus meinem Mund. Ich war komplett perplex und völlig überrascht, dass einem fremden Kind so etwas sofort auffällt. Und dann gleich der Gedanke „Na, du wirst es zu Hause doch auch schön haben, oder? Anders halt ….“

Im Nachhinein beeindruckte mich diese Aussage sehr, ich, die sich tagtäglich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigt, vor allem mit einer Materie wie der des Schönen Wohnens.

Wohnen und ein liebevoll eingerichtetes Zuhause wird für viele von uns immer wichtiger, gerade in krisengeschüttelten und unsicheren Zeiten ist man froh, wenn die eigenen vier Wände einem Geborgenheit und Sicherheit geben. Nicht gerade deshalb boomt der Markt für Möbel und Wohnaccessoires, immer mehr kleine Labels sprießen aus dem Boden, im Gepäck viele tolle Ideen, ganz zu schweigen von den unzähligen Bloggern, die einen täglich daran teilhaben lassen wie es bei Ihnen Zuhause aussieht und die einen mit unendlich vielen tollen Einrichtungsideen überschütten, dass man fast den Überblick verlieren könnte. Noch nie war es so leicht Anregungen, Tipps und Tricks für das Verschönern des eigenen Heims zu bekommen, am besten alles selbstgemacht ohne große Kosten und das Thema DIY ist aus keinem Medium mehr wegzudenken. Es darf gebastelt werden was das Zeug hält und ganz egal, wenn es nicht perfekt ist – der Trend zum umperfekt sein steht hoch im Kurs.

Die Zeiten sind vorbei als man in Hochglanzmagazinen sterile Wohnungen bestaunen konnte, die bei einem schon fast einen Minderwertigkeitskomplex hervorgerufen haben, weil es nie und nimmer möglich sein werde auch nur annähernd so wohnen zu können.

Wohnen und Einrichten ist volksnah und populär geworden, mega trendy und ein riesen Wirtschaftsfaktor.

So weit so gut, diese Aussage ist sicherlich keine Neuerkenntnis, doch wie schaut es damit aus, seinem Nachwuchs ebenfalls die Liebe für das Schöne zu vermitteln? Wie wichtig ist es, das kleine Kinderauge dafür zu schulen und ihnen neben so wichtigen Werten wie Respekt, Fairness, Mitgefühl, Dankbarkeit und Freundschaft auch ein gewissen Gespür für Schönes mit auf den Weg zu geben?

Ist das nur mir wichtig, weil ich geradezu besessen bin alles um mich herum schön haben zu wollen und werde ich jetzt gleich mal als oberflächlich abgestempelt? Gibt es denn nichts Wichtigeres in deinem Leben? Und das kostet doch sicher auch ne Stange, oder? Das gleich mal vorweg: Schön eingerichtet zu sein hat nicht unbedingt mit einem großen Budget zu tun, sondern vielmehr damit, Günstiges mit Designerteilen oder Vintagestücken vom Flohmarkt spannend zu kombinieren. Der Mix macht es aus oder noch besser – der goldene Mittelweg ist auch hier wie immer der Richtige. Qualität hat jedoch meistens seinen Preis und den wie ich finde oftmals zurecht. Eine nachhaltige und faire Produktion steht bei mir ganz oben auf der Prioritätenliste und dafür nehme ich auch gerne einen etwas höheren Preis in Kauf UND weniger ist oft mehr!

Im Laufe des Großwerdens lernen Kinder mit der Zeit andere Sichtweisen und Lebensstile kennen, sie erweitern ihren Horizont, wenn ihr Personenumfeld neben Mama und Papa auch noch um andere Bezugspersonen erweitert wird. Beim Zusammensein mit diesen Personen lernen Kinder, ihre Gefühle auszudrücken, individuelle Wünsche zu erkennen, eigenständige Beziehungen aufzubauen und entwickeln dabei ihre Persönlichkeit und die Fähigkeiten wie Kreativität, abstraktes Denken und moralische Wertvorstellungen. UND ihren eigenen STIL. Schon von ganz klein an wissen sie ganz genau was ihnen gefallt und was nicht – ihre Meinung knallen sie und meist beinhart und ohne Genierer ins Gesicht , egal ob negativ oder positiv.

Ich bin nun wirklich keine Fashionista, Mode finde ich toll und sie macht Spaß, doch die Zeit für stundenlanges Überlegen vor dem Kleiderschrank, welches Outfit denn nun heute das Beste wäre – dafür hat mein Alltag keinen Platz. Doch warum sind meine Kinder bereits jetzt schon äußerst modeaffin, warum ist es ihnen so wichtig was im Kleiderschrank hängt und ganz zu schweigen von den vielen Machtkämpfen und Streitereien in der Früh, wenn es fast unmöglich erscheint etwas passendes zu finden?

Auffallend ist auch, dass sie ein gutes Gespür fürs Einrichten haben, so haben mir meine Kinder wichtige Impulse beim Einrichten des Kinderzimmers gegeben. Ganz ohne großes Nachdenken und easy aus dem Ärmel geschüttelt stehen sie immer wieder mit ihren Ideen parat. Das finde ich unglaublich toll und es ist so schade, dass einem im Laufe des Lebens gerade diese Leichtigkeit des Tuns und Entscheidens in vielen Bereichen des Lebens abhanden kommt.

Auch wenn es mir vielleicht nicht immer bewusst ist so scheinen meine Kinder von mir direkt und indirekt eine Anleitung für Qualität und Ästhetik mit auf den Weg zu bekommen. Selbst meine Liebe für Illustration, Kunst und Grafik schlägt bei Ihnen schon durch – und das macht mich stolz.

Doch dann gibt es auch wieder unzählige Aussetzer. Ganz aktuelles Beispiel – die Schultasche. Wochenlange Recherche, ein Hin-und-her-Gerenne in nur jedes vorhandene Geschäft im kleinen Salzburg – pures und blankes Entsetzen über das geschmacklose Angebot und die Preise. Mag sein, dass es dem Durchschnitt der Bevölkerung wurscht ist, welcher Ranzen am Rücken der Kinder landet – mir jedoch nicht. Und was macht man nur, wenn sich die Tochter in einen Schulranzen mit Einhorn-Illustration im Airbrush-Look der 80er mit klimpernden Edelsteinen verliebt? Warum muss die Industrie so viele Kinderprodukte so unglaublich kitschig gestalten und warum wird einem, egal bei welcher Marke auch immer, immer ein und das gleiche Retorten-Design auf die Nase gedrückt?

Und was soll ich jetzt machen? Nachgeben? Er soll ja schließlich ihr gefallen, unglücklich und als Außenseiter soll sie ihre Schullaufbahn auch nicht beginnen, und so viele Tränen, nur weil Mutti was anderes im Kopf hat? Puh, schwierig. Grenzen setzen und sich durchsetzten oder doch lieber tolerant sein? Bis zur letzten Minute habe ich versucht ihr Auge auf den schönen neon pinken Lederranzen (große Schultaschenliebe für Aruzzi Taugo) zu richten. Doch leider, nach tagelangem Hin und Her und einer anfänglich großen Unsicherheit ihrerseits (es standen der schöne Lederranzen und ein „herkömmliches Modell“ live nebeneinander, sie konnte also wählen und beide genauer betrachten und am Anfang war gar nicht eindeutig klar ob es der Trashige sein muss – interessant!!) ist die Wahl dann doch auf einen gepunkteten Nylonrucksack gefallen. Am Ende ist das Kind glücklich und ich musste schweren Herzens den anderen wieder auf seinen Heimweg schicken.

Auch wenn es im Laufe des Großwerdens viele Um- und Irrwege in Sachen Stilsicherheit gibt, so ist doch jedes Experiment ihrerseits so wichtig. Und manchmal heißt es dann eben „Augen zu und durch“ – alles wird hoffentlich wieder gut und schön.

Die Kinder eigene Erfahrungen machen zu lassen, damit sie schließlich selbstständig durch ihr Leben kommen, das ist so unglaublich wichtig. Sie im richtigen Moment loszulassen heißt ja nicht gleich verlieren. Oder? Und für uns Eltern werden die eigenen Kinder immer die Schönsten und Tollsten ein, mit oder ohne Tattoo, liebevolle eingerichtete Studentenbude oder alles total im Chaos inklusive Schlabberlook und hennagefärbter Haare. Eins steht fest: Meine Kinder werden mein Herz immer mit Schönheit erfüllen.